S T A S I P R O T O K O L L E

Wir wissen, daß wir mit folgenden Seiten einen wunden Punkt berühren. Fliegen ja - aber zu welchem Preis? Vormiliärische Ausbildung - aber für wen ziehen wir in den Krieg und von wem werden wir unterstützt und aufgebaut? Wir sind jung - wir sind mutig - WIR WOLLEN EINFACH NUR FLIEGEN!

Wir wollen mit folgenden lesbaren Tatsachen niemanden anprangern. Wir waren nicht dabei, wir wollen verstehen. Deshalb bitten wir an dieser Stelle nocheinmal ausdrücklich um die Benutzung des Briefkastens.

Vielen Dank, sagen die Chronisten

Das Besondere an unserem Verein „Fliegerclub Pinnow e.V.“ besteht in seiner Vergangenheit bzw. Ursprüngen. Der Platz, die Gebäude, ja selbst unser Puchacz stammt aus der Zeit vor 1990, als dieser Flugplatz von der GST betrieben wurde. Und viele unserer älteren Mitglieder haben hier ihren ersten Flug absolviert oder waren als Fluglehrer tätig.

 

Dieser wichtige Zeitraum bis 1990 ist die Grundlage für den späteren Fliegerclub Pinnow und aus unserer Geschichte nicht wegzudenken.

Leider verfügt unser Verein über keine schriftlichen Unterlagen aus dieser Zeit und es weiß auch keiner so richtig, wo diese gelandet sind (Höchstwahrscheinlich in der Heizanlage der Kaserne in Stern Buchholz verbrannt). Was diesen Zeitraum an-belangt sind wir auf die Berichte und Mitteilungen unserer älteren Mitglieder oder der ehemaligen Mitglieder angewiesen. Allerdings gibt es noch einen wichtigen Chronisten, der nicht ganz freiwillig seine Kenntnisse offenbaren würde, könnte er noch Einfluss darauf nehmen. Dieser Chronist ist sanft verröchelt, aber ein großer Teil seiner gesammelten Erkenntnisse wurde aufbewahrt. Die Rede ist vom „Ministerium für Staatssicherheit“, kurz MfS. Dieser illustre Verein hätte seinen Riecher kaum in einem Kaninchenzüchterverein gesteckt, aber hier in Pinnow, einer 50 km von der Westgrenze entfernten Kader-schmiede für die NVA-Luftwaffe (Flucht mit Segelflugzeug kein unlösbares Problem), war er überall präsent.

 

Um diese Quelle für unser Vereins-Wissen anzuzapfen, wurde 2009 ein „Forschungsantrag zur Einflussnahme des MfS auf die GST, Sektion Segelflug am Flugplatz Pinnow“, gestellt. Die Aktenlage ist schmal, wirft aber interessante Schlaglichter auf den Flugplatz-Alltag.

 

Um es vorweg zu nehmen: In den vorliegenden Akten gibt es keine Hinweise auf irgendwelche Stasi-Tätigkeit unserer akti-ven Vereinsmitglieder.

Die Idee ist die der umsichtigen, sachbezogenen Aufarbeitung eines Zeitabschnittes, nicht die Brüskierung von Menschen, die diese Zeit miterlebt haben. Es geht nicht darum, das Tun und Lassen heute noch aktiver Vereinsmitglieder unter die Lupe zu nehmen, geschweige denn zu bewerten. Wir denken, 30 Jahre nach dem Mauerfall sollte man sich ohne Bedenken dem genannten Zeitraum nähern können.

 

Zu den verwendeten MfS-Texten:

 

Die zahlreichen Abkürzung in den Dokumenten werden nicht aufgelöst, das würde den Lesefluss erheblich stören. Ihr könnt aber leicht über folgende Adresse an den Klartext samt Erklärung kommen: und hier findet ihr das Abkürzungsverzeichnis: Abkürzungsverzeichnis: Abkürzungsverzeichnis

 

Schwärzungen auf den vorliegenden Kopien werden mit xxxxx gekennzeichnet, vorgenommene Kürzungen im Text oder Auslassungen werden folgendermaßen gekennzeichnet: (…)

 

Hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter werden in den Dokumenten mit Klarnamen benannt, inoffizielle jugendliche Mitarbeiter nur mit ihrem selbst gewählten Decknamen.

 

Die uns vorliegenden Kopien gelten als „Vereinswissen“ und können mit Zustimmung des Vorstandes von jedem Mitglied eingesehen werden.