K O M M E N T A R E

Gleich nach dem Erscheinen der "Stasi-Berichte" auf unserer Homepage anläßlich des 55. Jahrestages des Flugplatzes Pinnow im Jahr 2011 bat ich unsere Mitglieder um Äußerungen zum Thema, Ergänzungen, Felhlerbeseitigung. Lediglich Bernd Speer hat sich bereit erklärt, zu einzelnen Punkten Kommentare zu schreiben. Diese sind hier aufgeführt. Weitere Berichte oder Kommentare sind ausdrücklich willkommen.

 

Kommentar zu den Berichten von Bernd Speer:

 

Dieses Aktenmaterial wurde mit viel Fleiß aufbereitet, aber es sind leider nur die Akten des MfS. Wie sich das tatsächliche tägliche Leben auf dem Flugplatz Pinnow zu der Vor-Wende-Zeit abgespielt hat, ist (bisher) leider nicht in objektiver Form nieder geschrieben worden.

 

Zu zwei Punkten möchte ich mal aus dem Gedächtnisprotokoll meine Ansicht darlegen:

Zum 4. Teil der Chronik: Dass sich unser damaliger Flugplatzleiter als IM anheuern lassen hat, habe ich erst hier erfahren und laut Aktenlage soll er ja mächtig Informationen an das MfS gegeben haben. Die meisten Gründungsmitglied er unseres Ver-eins kennen ja seinen Lebens- und Arbeitsstil in der Tätigkeit als Flugplatzleiter … . Er war ja schon aufgrund seiner Funktion der Ansprechpartner sowohl für den Postboten als auch für das MfS. Er hat sicherlich auch auf deren Fragen geantwortet, er hat aber auch uns darüber informiert, was die Leute von der Firma (MfS) im Einzelnen wissen wollten und mit welchen Infos er diese Leute abziehen lassen hat. Er hat aus heutiger Sicht hoch gepokert, denn wenn dieses bekannt geworden wäre, hätte man ihn in die Wüste geschickt.

 

Was für alle Älteren unberechenbar war, waren die doch zahlreichen Flugschüler, die Kind eines NVA- oder Polizei-Offiziers, Parteifunktionä rs oder MfS-Angehörigen waren (bei uns flog z.B. der Sohn des Abwehrchefs der MfS-Bezirksverwaltu ng - „Markus Wolf vom Bezirk Schwerin“). Die Aufzählungen im 1. Chronikteil sind alle über die Eltern weitergeleitet worden. Der damalige Flugplatzleiter konnte sich dann den Zusammenschiss abholen, weil er diese „Missstände“ duldete und an-schließend hat er uns dann erzählt, was wieder aufgelaufen war.

 

Ein Schlüssel-Ereignis fehlt noch: Ein Flugleiter (zu GST-Zeiten war dieser für diesen Tag der „Flugplatzkomma ndant“) hat neben dem SKP Tennis gespielt. Ein „absoluter Sicherheitsvers toß“ am Sonntag, am Montag Zusammenschiss für den Flug-platzleiter . Einige Wochen später kam dann das im Punkt 5 (Chronik 1) beschriebene Ereignis. Der Pilot war Lizenzinhaber, Sohn eines Polizeioffizier s, für die NVA-Fliegerlaufbahn vorgesehen. Der Flugleiter war wieder der „Tennisspieler“ . Die Älteren waren sich einig, dass diese Geschichte ein gezielter Test vom MfS war, um nachzuweisen, wie in Pinnow die Flug-Sicherheit-Anweisung der GST (= Verhinderung Republikflucht) eingehalten wird. Die Schließung des Flugplatzes wäre im Ernstfall die Folge gewesen.

 

Die Älteren hatten zu der Zeit die gleichen Beweggründe um zum Flugplatz zu fahren wie die heutige Generation. Damals stand man leider unter Beobachtung und das MfS entschied letztendlich, wer fliegen durfte. Aber die Fliegerei war nahezu kostenlos und heute muss man für die Kosten aufkommen - und bis auf die ZÜP gibt es keine staatliche Überwachung.